Werkschau Smalltape
November 2025
Rockiges
Doppelpack, diesmal auch wieder aus Berlin
FranzZimmermann.jpg)
Philipp
Nespital Foto: Copyright Franz Zimmermann
Bescheidener
Start mit Musik-Kassette
Wir
begleiten den musikalischen Weg dieses sympathischen Künstlers sowie
Multi-Instrumentalisten Philipp Nespital und seiner vielen helfenden
Weggefährten aus der Region Berlin bereits seit der Veröffentlichung
seines sehr starken Debüts „Circles“ (2011). Mit einer zu dieser
Zeit äußerst ungewöhnlichen Veröffentlichung auch als
Kompakt-Kassette unterstreicht der Berliner damit noch deutlicher den
Projektnamen smalltape. Auch seine anderen Arbeiten aus dieser Zeit sind
schon mehr als beachtlich und zeigen das enorme Talent dieses
Klang-Magiers.

Debütalbum
Smalltape "Circles"
Philipp
Nespital ist ausgebildeter Filmtonmeister, vielleicht bringt er deshalb
so ein besonderes Gespür für Dramaturgie und Klanginszenierung mit ein
in seine Klangarbeit. Egal, auf welchem Instrument der
Multi-Instrumentalist musiziert, man hat immer das Gefühl er hat volle
Kontrolle und alles im Griff. Solch ein Selbstverständnis und eine
Souveränität für das was passieren muss, habe ich sehr selten erlebt.
Das gibt ihm fast ein Alleinstellungsmerkmal. Aber das ist noch nicht
alles, seine Lyrik, sein variantenreicher Gesang, sein Gefühl für den
Zusammenbau von Kompositionen ist manchmal atemberaubend. Er weiß quasi
schlafwandlerisch akustische Intermezzi von akustischen Gitarren,
Violinen, Cellos in ein musikalisches Gefüge oder einen Klang-Strom
einzuweben, das ich oft eine Gänsehaut bekomme. Dann wieder steigt er
übergangslos auf einen Rock-Express um und auch diese neue Härte
beherrscht er souverän. Genres spielen für ihn eine untergeordnete
Rolle. Hört euch auf Soundcloud einmal seine smalltape „Soundescapes
Volume 01“ (2012) an, nehmt euch Zeit, lasst es wirken und euch
mitnehmen auf eine fast 80-minütige Reise durch Zeit und Raum.
Treehouse
Scenery

Treehouse
Scenery
Für
Philipp Nespital war das Spielfeld Solo schnell zu klein oder auch zu
unbeweglich, besonders, weil er Musik auch Live präsentieren wollte.
Daher arbeitete er auch im Berliner Progressive-Rock-Trio Treehouse
Scenery zusammen mit Alexandra Praet (Bass, Keyboards, Gesang) und
Christopher Zitterbart (Gitarren, Gesang) an Musik im Kollektiv. Das führte
zur EP „Cocoon“ (2013) und später zum Band-Projekt Mt. Amber. In
dieser Zeit arbeitete Philipp auch mit seinem Freund Stephan Pankow
(Gitarrist & Mandolinespieler, Musikpädagoge, Bandcoach,
Musik-Lehrer im eigenen Studio P, Komponist, Songwriter, Notensetzer,
TiNYLiTtLETHiNGs) aus Dresden in verschiedenen Projekten, beispielweise
als Brasil Acoustic Quintett und Nespital & Pankow, zusammen.

Treehouse
Scenery-Album
"Cocoon"
Ein
Ozean voller Melodien & Botschaften
Bereits
2017 sorgte Philipp Nespital mit seinem zweiten Album „The Ocean“
seines Projekts smalltape für große Begeisterung in der
deutschsprachigen Art-Prog-Rock-Szene. Fast alle deutschen Digital- und
Druck-Magazine Bereich Rock-Musik lobten „The Ocean“ als eine der
herausragendsten progressiven Veröffentlichungen des Jahres,
bezeichneten smalltape sogar (berechtigt) als neuen, strahlenden Stern
am Art-Rock-Himmel. Vor allem mit ihren Band-Auftritten zusammen mit der
US-Art-Rock-Band Bent Knee, den beiden vom Publikum gefeierten 2018er
Auftritten beim Night Of The Prog Festival Loreley und 2 Days Prog + 1
Festival im norditalienischen Veruno, stellten smalltape unter Beweis,
dass das Band-Projekt über ihren Status als Geheimtipp weit
hinausgewachsen war.

Smalltape-Album
"The Ocean"
Aber
braucht dann ein/e Projekt/Band die mit dem großartigen Ultra-Hammer
„The Ocean“ eines der besten deutschen Art-Prog-Alben seit langem
veröffentlicht hat und von der in fast allen Musik-Magazinen und
Plattformen geschwärmt wird, die auch eine Umsetzung des Konzept-Werks
Live auf der Bühne vielfach reproduzierbar exzellent präsentierte,
tatsächlich noch positive und hoch lobende Presse?? Natürlich, aber
dafür muss man sich dann auch beweisen können, muss auftreten können,
muss zeigen können das es auch Live möglich ist solche komplexe Musik
aufzuführen und das Publikum damit zu begeistern. Natürlich, das haben
auch anderen junge herausragende Bands gemacht und die sind heute Stars
der heutigen Prog-Szene. Also weitermachen!!
Der
Ozean Live
Nach
dem wirklich überzeugenden Auftritt beim Night Of The Prog 2018 vor großem
Publikum in der geschichtsträchtigen Arena von Sankt Goarshausen,
legten die fünf Berliner Musiker im selben Jahr bei den italienischen
Prog-Festspielen Two Days Prog + 1 in Veruno am Lago Maggiore, Piemont
noch einige Zacken zu. Druckvolle präzise Bassläufe von Alexandra
Praet, Gitarren-Salven von Flavio De Giusti mit denen man nicht nur Brot
schneiden könnte, Scott Thomas bearbeitete das Saxofon fett & breit
wie Klaus Doldinger oder virtuos & gefühlvoll wie Jan Garbarek,
Diego Caetano schuftete in seiner Trommel-Burg mit Muskelkraft und
gefletschten Zähnen. Über allem in der Zentrale, wo alle Fäden
zusammen liefen meisterlich Philipp Nespital, der sein Instrumentarium
perfekt beherrschte, wo alles auf unglaublich perfekte Weise verwoben
wurde. Schnell mal ein Sample gestartet, Haupt-Thema auf der
Akustischen, sang auch noch dazu, in der Titelpause schnell mal ein
Kabel umgesteckt, bei der Ansage zum nächsten Stück auch mal parallel
die Batterien eines Gerätes getauscht, meine Güte hatte der Philipp
Nerven. Und das ganze 5-köpfige Kollektiv verzauberte mit diesem
Klangerlebnis das Publikum auf dem Dorfplatz in Veruno.

Smalltape
live - links: Night Of The Progs 22.07.2022 und rechts Haus Eifgen
09.08.2025
Wie
magnetisch angezogen, finden sich bei der ersten Band des Tages immer
mehr Liebhaber und Überraschte in der Nähe des Spektakels ein. Und
dass auch viele Nicht-Deutsche von der musikalischen Qualität dieser
Berliner Teutonen von smalltape begeistert waren, zeigte die
Menschentraube vor dem Merchandise. Zwei Italiener lassen sich sogar
vergrößerte gerahmte Bilder des „Ocean“-Covers signieren, das überraschte
selbst den zurückhaltenden Berliner Philipp. Schon damals informierte
smalltape, dass sie fleißig am dritten Album und an einem neuen Projekt
arbeiten. Diese Kompositionen sollten sicher die Lautsprecher der Welt
laut ertönen lassen. Leider hat die Zeit danach durch pandemiebedingtes
Erstarren der Kultur dem ganzen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Philipp weist mit berechtigten Stolz auf seine Festival Stationen und
Touren hin: Unterstützung für Bent Knee (Artrock/USA 2018), Night Of
The Prog Festival (Loreley 2018), 2 Days Prog + 1 Festival (Veruno,
Italien 2018), Art-Rock Festival (Reichenbach 2021), Crescendo Festival
(Saint-Palais-sur-Mer, Frankreich 2022), Night Of The Prog Festival
(Loreley 2022), Prog-Power Europe Festival (Niederlande 2022),
Progressive Generation (Deutschland 2022/2023), Unterstützung für
Bruce Soord (Europa Tour 2023).
Ein
Berg voller Bernstein
Die
grundlegenden Zutaten sind aus fast 60 Jahren anspruchsvoller Rock-Musik
bekannt. Vergleiche kann und könnte man also wieder einmal dutzendfach
ziehen, dennoch ist das neue Werk aus der Berliner Schmiede um Philipp
Nespital in jeder Hinsicht eigenständig, zeitgemäß, druckvoll,
homogen und sehr hörenswert. Nach mehrmaligem durchgehendem Anhören
des Debüts des Berliner Band-Trios Mt. Amber bestand bei mir damals
akute Suchtgefahr, das hat sich auch bis heute nicht geändert.
Ich
war auch schon von dem berechtigt hoch gelobten Album „The Ocean“
(Philipp´s Solo-Projekt smalltape) total begeistert, wünschte mir, was
ich auch den Live-smalltapes mehrmals persönlich sagte, für das nächste
Album zu den bereits bekannten guten Zutaten, unter anderem mehr
rockigere Passagen und vor allem mehrstimmigen Gesang. Und voila, hier
auf „Another Moon“ wird alles reichlich geboten. Schon das 11-minütige
Eingangsstück „All We Are“ glänzte mit allen vorher genannten
Attributen. Im siebenteiligen Episoden-Song-Zyklus und titelgebenden
Meisterstück „Another Moon“ wird auf über 30 Minuten aber dann
noch deutlicher welch ein eingespieltes, kollektives Team als
Progressiv-Maschinerie hier werkelte.
Mt.
Amber Band
Der
Kern dieser Band Mt. Amber sind Alexandra Praet (Bass, Keyboards,
Gesang), Christopher Zitterbart (Gitarren, Gesang), Philipp Nespital
(Schlagzeug, Keyboards, Gesang), drei ehemalige Mitglieder der Berliner
Progressive-Rock-Band Treehouse Scenery (2013: EP „Cocoon“). Bereits
schon 2015 formierten sie das Progressive-Rock-Trio Mt. Amber,
arbeiteten seither in diesem Projekt an einem eigenständigen, modernen
und charakteristischen Sound. Inzwischen ist für Auftritte Josip
Duvnjak an den Keyboards noch mit dazu gekommen. Aufgrund enger
Verbindungen einiger Band-Mitglieder auch zur Film-Branche, enthalten
die Kompositionen von Mt. Amber (aber auch die von smalltape) in Musik
und Text zudem auch starke narrative und cineastische Elemente.

Mt.
Amber Foto: Copyright Nancy Biniadaki
Diesen
progressiven Rock präsentieren die Drei nun mit dem aktuellen Debüt
„Another Moon“, das im April 2019 bei recordJet erschienen ist und
danach auch bei einigen Konzerten Live komplett vorgestellt wurde!!
Wegen der üblen Pandemie liefen damals, wie bei vielen anderen Künstlern,
Live-Aktivitäten erst einmal auf Sparflamme. Alternativ konnte man sich
aber per digitaler Konserve beispielsweise auch mit der exklusiven
Live-Video-Version des dynamischsten Songs „Amok“, aufgenommen von
Jean-Marc Junge im März 2018 im Berliner Maze, von der eingespielten
Qualität der vierköpfigen Live-Band überzeugen lassen.
Mt.
Amber Album
Im
Dunstkreis um Philipp Nespital wird nichts dem Zufall überlassen, hier
arbeitet ein kreatives Kollektiv. Vom Design-Team (dezentes Artwork von
Logo, Cover, Booklet), über das Mastering und die unterstützenden
Musiker & Helfer, hier wird, wie bereits gesagt, auf bekannte gute
Zutaten gesetzt. Die drei Musiker weisen immer wieder darauf hin, dass
Mt. Amber im Gegensatz zum Solo-Projekt smalltape eine Band ist, obwohl
auch die smalltape-Besetzungen bisher immer auch auf der Bühne und im
Studio als starke Kollektive auftraten. Und das hier gleichberechtigte
Musiker auf Augenhöhe zusammen gerne musizieren, das hört man bei
„Another Moon“ über die gesamte 50-minütige Spielzeit deutlich.

Mt.
Amber-Album
"Another Moon"
Hier
wechselt Rockiges mit ruhigen Passagen, die meisten Texte werden von
Philipp’s ausgeprägter Stimme zu Gehör gebracht. Somit deckt sich
all das mit den Aussagen von Philipp Nespital: „Es gab für mich
niemals Zweifel, dass die Songs, die ich für unsere Band Mt. Amber
schrieb, auch für smalltape geeignet wären. Sobald ich aber einen Song
für uns geschrieben hatte, begannen wir Drei gemeinsam daran zu
arbeiten und zu feilen.“ Und der mehrstimmige Gesang könnte auch ein
gewisses Markenzeichen der Band werden. Hört mal rein bei diesem
modernen, germanischen Progressive-Rock von Mt. Amber: zeitgemäße
Lyrics & Musik, atmosphärisch & episch, ruhig & emotional,
rockig & wütend, musikalisch tiefgründig, harmonisch mit
Mehrstimmigkeit, aber auch stets bodenständig, zugänglich,
nachdenklich sowie immer mit eindeutigen und unüberhörbaren Wurzeln in
die gradlinige Rock-Musik. Das alles trifft auch auf smalltape zu. Großartige
Handwerkskunst!! Besucht auch Mt. Amber Video digital auf YouTube.
Hungriges
Herz
Zehn
Jahre nach dem verspielten aber immer noch taufrischen Art-Rock-Debüt
„Circles“ und dem nachfolgenden monumentalen „The Ocean“ (2017)
führte der musikalische Weg des Projekt smalltape von Philipp Nespital
konsequent weiter. Mit „The Hungry Heart“ probierte er sich weiter
aus, brachte eine Menge neuer Aspekte, Ideen und Klangfarben in das Werk
ein. Einige behaupten zwar das dritte Album sei eines der schwierigsten.
Das muss Philipp gewusst haben, denn er geht Risiko und neue Wege. Es
klingt alles wieder einmal in Gänze exzellent, aber thematisch doch
noch etwas experimenteller, orchestraler, elektronischer, akustischer.

Smalltape-Album
"The Hungry Heart"
Knapp
70 Minuten modernes, facettenreiches Klangerlebnis, verteilt etwas
ungleich auf zwei CDs, gleichverteilt auf vier Vinylseiten. Das knapp
dreiminütige instrumentale verträumt-jazzige Piano-Intro „Where We
Belong“ und das gekoppelte 21-minütige „Dissolution“ sind das
dominierende Herzstück dieses dritten Albums von smalltape. Hier
entfaltet sich wieder einmal ein ausgezeichnetes Art-Prog-Opus bei dem
das Piano eindeutig den Ton vorgibt. Die anderen Zutaten kennen wir
inzwischen vom Berliner und seinen befreundeten Künstlern, machen das
Werk besonders und zeitloser. „The Hungry Heart“ ist wieder eine
Weiterentwicklung und die wird mit dem aktuellen Album „Tangram“
konsequent fortgesetzt. Besucht auch mal die aktuellen smalltape Videos
in der digitalen Welt.

Smalltape-Album
"Tangram"
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